Neujahrsempfang der Grünen in Neuried

Einmischen lohnt sich

Der Neujahrsempfang der Neurieder Grünen war ein voller Erfolg. Am Sonntag, den 19. Januar 2020 strömten interessierte Bürger und Bürgerinnen aus Neuried und Umgebung in die neu eröffnete Mehrzweckhalle. Anlässe gab es viele: den 40. Geburtstag der Partei, die Gründung der Neurieder Jugend, die gebündelte Energie der 20 frisch gekürten Kandidatinnen und Kandidaten für die anstehende Kommunalwahl am 15. März und die Rede von Toni Hofreiter, promovierter Biologe und seit 2013 Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion. Nicht zu vergessen: das „Green Ties Jazz Orchestra“ mit ihren grasgrünen Schlipsen.

Grüne Jugend Neuried stellt sich dem Publikum vor

Nach der Begrüßung durch Birgit Zipfel, Gemeinderätin und Fraktionsvorsitzende des OV Neuried, stellte sich die Grüne Jugend erstmals den Neurieder Bürgerinnen und Bürgern vor. Sechs junge Leute zwischen 15 und 20 Jahren haben sich zusammengefunden, um Grüne Inhalte in die jüngere Generation hineinzutragen. Zwei von ihnen kandidieren auch für den Gemeinderat: Leon Zipfel, 18 Jahre, auf dem aussichtsreichen sechsten Platz und Emma Pflästerer auf Platz 13. Das Engagement der jungen Grünen kann sich sehen lassen.

Leon Zipfel und Marlene Wegner – Grüne Jugend Neuried

So rufen sie dazu auf, abgelegte Handys beim Neurieder Wertstoffhof abzugeben, wo sie gesammelt und an die Deutsche Umwelt-Aktion e.V. geschickt werden. Dort werden brauchbare Geräte repariert und aufbereitet, sodass sie weiter verwendet werden können. Persönliche Daten werden vorher professionell gelöscht. Handys, die sich nicht für eine weitere Nutzung eignen, werden hochwertig recycelt. Mit den Erlösen unterstützt die Deutsche Umwelthilfe ausgewählte Natur- und Umweltschutzprojekte. Im letzten Jahr konnten auf diese Weise 71 ausrangierte Handys wiederverwertet werden. Die laufenden und geplanten Aktionen der Grünen Jugend Neuried können auf Instagram verfolgt werden. Am 11. März präsentiert sich die engagierte Truppe im Wintergarten der Gaststätte Lorber. Unterstützt werden sie durch Eva Lettenbauer, seit 2018 Mitglied im Bayerischen Landtag und seit Oktober 2019 Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Bayern. Die 27-Jährige gehört selbst noch zur Grünen Jugend. Ein weiteres Projekt anlässlich der bevorstehenden Kommunalwahl, das sich die Grüne Jugend vorgenommen hat, ist praktische Wahlhilfe für Erstwähler.

Grüner Landratskandidat Christoph Nadler

Als erster Gast des diesjährigen Neujahrsempfangs betrat Christoph Nadler, Landratskandidat der Grünen und Herausforderer des  amtierenden Landrats Christoph Göbel, das Rednerpult. Als Gastgeschenk überbrachte er den Neurieder Grünen den aktuellen Bayerntrend vom 15. Januar. Demnach kämen die Grünen bayernweit auf 25 Prozent, im Landkreis München wären es sogar noch mehr. Damit wären die Neurieder Grünen ab 15. März mit fünf Sitzen im neuen Gemeinderat vertreten. Bislang sind es zwei. Damit ließen sich Grüne Ziele deutlich besser umsetzen. Nadler schloss seine Rede mit der Aufforderung an die Neurieder Grünen: „Holt Euch den fünften Sitz!“

Die Grünen Spitzenkandidat*innen zur Gemeinderatswahl

Die beiden Spitzenkandidaten Corinna Pflästerer, Vorsitzende und Sprecherin, und Dr. Dieter Maier, Gemeinderat und dritter Bürgermeister für Energie und Klimaschutz, vertraten als Redner den Ortsverband Neuried. Corinna Pflästerer zeigte sich überwältigt von dem immensen Interesse an der Grünen Veranstaltung. Insgesamt waren an diesem Sonntagmittag mindestens 250 Gäste gekommen. Diese große Zahl, so Corinna Pflästerer, sei nicht zuletzt dem Zeitgeist geschuldet. Dass es sich beim Klimawandel und der damit verbundenen Erderwärmung nicht um eine Verschwörungstheorie handelt, sondern um die realistische Einschätzung ernstzunehmender Wissenschaftler, ist mittlerweile in der Bevölkerung angekommen. Wenn es um konkrete Lösungsansätze dieses globalen Problems  geht, trauen die Bürger den Grünen wohl die meiste Kompetenz und Weitsicht zu.

Dr. Dieter Maier, 3. Bürgermeister im Gespräch mit Toni Hofreiter

Doch auch lokale Themen aus dem Bereich Umwelt- und Artenschutz sind die Domäne der Grünen. Dazu zählt der Kampf um den Erhalt des Neurieder Bannwaldes als C02-Senke und Frischluftschneise, die Forderung nach alternativen Baustoffen wie Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Recyclingbeton sowie aktive Maßnahmen zur Rettung von Insekten, die mit dem Prädikat „Bienenfreundliche Gemeinde“ belohnt wurden. Corinna Pflästerer liegt zudem die Umgestaltung der Ortsmitte am Herzen. Hier sollen die Bürgerinnen und Bürger Neurieds mitplanen und mitgestalten können. Ein weiteres zentrales Thema der Grünen Spitzenkandidatin ist es, bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen. Nur so kann gewährleistet werden, dass junge Familien, Mitarbeiter der Gemeinde und Senioren mit einer kleinen Rente dauerhaft Heimat in Neuried finden können. Dieter Maier, seit 2014 dritter Bürgermeister neben Harald Zipfel, SPD, schilderte die einzelnen Etappen der erfolgreichen grün-roten Energie- und Umweltpolitik. Zusammen mit der SPD-Fraktion wurden das Radwegenetz in der Gemeinde ausgebaut, die MVG-Leihräder nach Neuried geholt sowie Tempo 20 in der Gautingerstraße und Tempo 30 auf der Staatsstraße im Bereich der Grundschule umgesetzt.

Erste Erfolge der eingeleiteten Klimawende in Neuried

Wie man Mobilität und Klimaschutz unter einen Hut bekommen kann, ist eine Frage, die den dritten Bürgermeister immer wieder umtreibt. 50 Prozent des gesamten Autoverkehrs im Ort, so Dieter Maier, sei hausgemacht: verursacht durch Neurieder Bürgerinnen und Bürger, die innerhalb der Gemeinde mit dem Auto unterwegs sind.

Dr. Dieter Maier, Harald Zipfel und Corinna Pflästerer

Da kann und muss noch viel passieren. Aktuell setzt er sich im Gemeinderat dafür ein, dass Ladesäulen errichtet werden, um die E-Mobilität zu fördern, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen ausgebaut werden und dass sowohl Fußgänger als auch Radler so wenig wie möglich durch den Autoverkehr gefährdet werden, konkret durch den Umbau der Gautingerstraße in der Ortsmitte. Grün-Rot ist es außerdem zu verdanken, dass öffentliche Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet wurden und dass bei der Straßenbeleuchtung und beim Flutlicht des TSV auf LED umgestellt wurde. Durch diese und viele andere Maßnahmen kommt Neuried seinem Ziel, klimaneutrale Gemeinde zu werden, Schritt für Schritt näher. Bereits heute versorgen sich 600 Neurieder Haushalte mit hiesigem Strom – Tendenz steigend. Dieter Meier lobte außerdem Harald Zipfel für seinen unermüdlichen Einsatz im Verborgenen. So ist es ihm gelungen, die Wirtschaftskraft Neurieds zu stärken, sodass heute 50 Prozent mehr Einnahmen aus Gewerbesteuer in die Gemeindekasse fließen als vor seiner Amtszeit.  Als Energiefachmann setzt er sich außerdem für sauberen Strom ein. Zum Dank überreichte Dieter Maier seinem Amtskollegen einen Scheck über 4500 Tonnen eingespartes C02 in den letzten fünf Jahren. Beide haben den Wunsch, Grün-Rot auch in Zukunft fortzusetzen.

Nachdenkliche Rede von Toni Hofreiter

Nach einer musikalischen und kulinarischen Pause trat der Ehrengast ans Rednerpult: Toni Hofreiter. Er kam mit der Bahn aus Berlin. Lieber wäre es ihm gewesen, er hätte mit dem Nachtzug fahren können, da diese Möglichkeit von der Deutschen Bahn nicht mehr angeboten wird, musste er um 6.30 in den Zug steigen, um pünktlich in Neuried zu sein. Etwas müde, aber sehr gut vorbereitet, ruhig und gelassen sprach er klare Worte.

Toni Hofreiter beim Neujahrsempfang in Neuried

Nachdem er sich bei den Kommunalpolitikern für ihren ehrenamtlichen Einsatz bedankt, deren Schutz vor Anfeindungen und Morddrohungen gefordert hatte, kam er zur Sache: Der Zustand unseres Planeten und unsere Rolle sowohl als Hauptbetroffene als auch als Verursacher. Als Wissenschaftler kennt er sich aus, es ist seine Materie. So haben wir noch zehn, maximal 15 Jahre, um das Ruder rumzureißen, die Erderwärmung zu stoppen oder zumindest drastisch zu verlangsamen. Wenn uns Menschen dies nicht gelingt, so Hofreiter, wird alles sehr kompliziert. Dabei geht es nicht um den Planeten, der hat bereits fünf Aussterbekatastrophen hinter sich. Die Erde regeneriert sich, egal wie viel Zeit dazu nötig ist. Wir Menschen haben diese Zeit nicht, für uns wird der Planet unbewohnbar, wenn wir jetzt nichts tun. Seriösen Studien zufolge schreitet die Klimakrise schneller und heftiger voran als prognostiziert. Als Beispiel nannte Toni Hofreiter die verheerenden Brände in Australien, die tatsächlich für 2020 vorhergesagt wurden. Die Erderwärmung und alles, was damit zusammenhängt, so Hofreiter, haben wir Menschen zu verantworten. Insofern können wir das Problem auch lösen. Schlimmer wäre es, wenn die Klimakrise die Folge einer Naturkatastrophe wäre, z.B. eines Meteoriteneinschlags. Dann wären wir machtlos. Es liegt jedoch in unserer Hand, wie viel C02 wir in die Atmosphäre einbringen. Wollen wir unseren Planeten als Lebensgrundlage erhalten, müssen wir schnellst möglich ein paar grundlegende Dinge ändern. Dazu zählen der Verzicht auf fossile Brennstoffe und die Regeneration der Moore, bei deren Zersetzung ebenso viel CO2 freigesetzt wird wie beim Flugverkehr. Und vor allem müssen wir auf Photovoltaik setzen und die E-Mobilität voranbringen, da diese die höchste Effizienz aufweist.

Grüne Jugend Neuried mit Toni Hofreiter

Nachdem Toni Hofreiter einige Sätze über die Versäumnisse der Bahn, bzw. der Bundesregierung als verantwortliche Instanz für den Zugverkehr, verloren hatte, wendete er sich dem Auto zu. Das, so Hofreiter, habe einen guten Grund. Erstens gäbe es in der Automobilbranche bis zu 1,3 Millionen stabile und gut bezahlte Arbeitsplätze und zum anderen würden 80 Prozent aller Personen-Kilometer, die in Deutschland zurückgelegt werden, mit dem Auto gefahren. Das sei eine wichtige Stellgröße. Wenn man also diese 80 Prozent von fossilen Antrieben wegbekäme, würde der CO2-Ausstoß drastisch sinken. Das allerdings liegt für Hofreiter in der Verantwortung der Politik. Sie muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit der Bürger sich klimaneutral verhalten kann. Dazu ist es erforderlich, dass wir die Demokratie achten und bewahren, indem wir zur Wahl gehen und einer demokratischen Partei unsere Stimme geben. Denn nur so kann es gelingen, die großen Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu meistern. Mit diesem eindringlichen Appell beendete Toni Hofreiter seine beeindruckende und ehrliche Rede. Und damit ging auch der diesjährige Neujahrsempfang langsam zu Ende.

 

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