Verkehr, Einkaufsmöglichkeiten und Ortsmitte, das sind die Themen die in Neuried derzeit großes Interesse erregen. Entsprechend gut besucht war die Veranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen in der Aula der Grundschule am 9. März 2016.
Dr. Markus Büchler, Dipl.-Ing. für Landschaftsarchitektur, Vorsitzender der Grünen in Oberbayern und Kreisrat im Landkreis München brachte viele Ideen, Vorbilder und Erfolgserlebnisse nach Neuried. Wie kann die Gemeinde durch Bebauungspläne die Erreichbarkeit von Geschäften auch ohne Auto sichern? Ist die Freude an der Bewegung, der Wind im Gesicht und die Sonne auf den Armen genug Spaßfaktor beim Radfahren oder braucht es auch noch gute Radwege? Sind Wege im Dorf zu Fuß und mit dem Rad schneller zurückzulegen
als mit dem Auto? Viele Fragen und oft überraschende Antworten zeigten die vorgestellten Vorbilder aus dem In- und Ausland.
Das autogerechte Dorf kommt uns teuer. Laut Bayerischem Straßenbauamt kostet der Kilometer Straße im Schnitt 2-7 Millionen Euro, der Kilometer Radweg dagegen nur 200 000 Euro. Dazu kommen Lärm, Umweltbelastung, Stau und schwere Unfälle.
Ganz anders dagegen wenn wir uns auf Fuß- und Radwege konzentrieren als großen Beitrag zur Lösung vieler Verkehrsprobleme im schnell wachsenden Ballungsraum München. Sie bieten mehr Lebensqualität, Gesundheitsförderung, Lärmschutz und städtebauliche sowie ökonomische Vorteile. 82% der Deutschen wünschen sich laut einer aktuellen Umfrage des Umweltbundesamtes weniger Autos und mehr Fuß- und Radwege in Städten und Gemeinden. Ziel ist daher ein Dorf der kurzen Wege, Mobilität für Menschen, nicht Autos. Fuß- und Radverkehr braucht Platz und Infrastruktur. Auch im Sinne der sozialen Gerechtigkeit erlaubt ein Dorf mit kurzen Wegen für Fußgänger und Radfahren, mit guten Einkaufsmöglichkeiten in der Ortsmitte eine teilnahem aller Menschen. Wo Autofahren schon ein Startkaptial von mehreren 1 000 Euro verlangt sind Fußgänger und auch Radfahrer für jedeN bezahlbar. Auch bei körperlichen Einschränkungen die oft Auto- und Radfahren beispielsweise im Alter verhindern ist zu Fuß gehen oft noch lange möglich.
Vorbilder wie Kopenhagen oder Mainz haben es in den vergangenen Jahrzehnten geschafft ihre Infrastruktur gezielt an die Bedürfnisse des Fuß- und Radfverkehrs anzupassen und damit Anreize geschaffen, die es erlauben besser ohne Auto zu leben. So gibt es breite, sichere, windgeschützte Wege, Parkhäuser für Zweiräder an Geschäften und die Mitnahme im öffentlichen Nahverkehr ist zu jeder Tageszeit kostenlos – und dank dem entsprechenden Platz vor allem auch möglich. “55 Prozent der Pendler fahren dort mit dem Rad”, sagte Büchler. Im Landkreis München arbeitet man derzeit an Radschnellwegen und Querverbindungen im öffentlichen Nahverkehr um Pendlern und BürgerInnen ebenso eine freie Wahl zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zu ermöglichen.
Laut Büchler lassen sich auch in Neuried mit Investitionen in die Nahmobilität, also solchen die Radfahrern und Fußgängern zugutekommen, einer vorausschauenden Bauplanung zur Stärkung der Ortsmitte und einer Integration
des Autoverkehrs in ein Gesamtkonzept viel erreichen. “Die Staatsstraße muß man erstmal als Fakt akzeptieren”, so Büchler, “aber sie kann mit Tempo 30, einer Allee entlang von Forstenrieder und Planegger Straße sowie begrünten, mit Bäumen bepflanzten Verkehrsinseln an der Kreuzung zur Gautinger Straße in das Dorf integriert werden. Wenn der Autoverkehr ohne Ample staufrei durch Neuried gleitet und das in einem Tempo, bei dem eine Querung der Straße jederzeit möglich ist, dann trennt die Straße nicht mehr zwei Hälften sondern dient als Ader für Radfahrer und Fußgänger”.
In der anschließenden regen Diskussion wurden vor allem die Forderungen nach Tempo 30 auf der Staatsstraße und einer Stärkung der Ortsmitte von vielen unterstützt.
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