Künftig zwei Kiesabbaugebiete im Würmtal?

Die Gräfelfinger Firma Glück hat kürzlich einen Antrag gestellt, ein 11,4 ha großes Gebiet im „Lochhamer Schlag“ auszukiesen. Das Gebiet besteht überwiegend aus Wald, liegt auf Gräfelfinger Flur südlich der Autobahn A96 dicht an der Stadtgrenze zu München-Großhadern. Neben dem Kiesabbau im Forst Kasten droht also jetzt eine zweite große Kiesgrube im Würmtal, und wieder soll ein Waldgebiet im unmittelbaren Grüngürtel der Stadt für den Kiesabbau gerodet werden.

Was will Göbel wirklich?

Landrat Christoph Göbel (CSU) hatte in der Süddeutschen Zeitung (SZ) am 17. Juni angekündigt, dass er eine Genehmigung für Kiesabbau im Forst Kasten durch die Firma Gebr. Huber für nahezu ausgeschlossen halte. Ein Antrag sei allerdings bisher noch nicht gestellt worden. Gleichzeitig hatte Göbel betont, er halte den Forst Kasten für ein „sinnvolles Gebiet“, sofern der Kies über das vorhandene Förderband der Firma Glück in deren Gräfelfinger Kieswerk transportiert würde. Diese Andeutung kann eigentlich nicht anders verstanden werden, als habe Göbel den weiteren Kiesabbau durch die Firma Glück noch nicht aufgegeben, als suche Göbel noch nach einer Möglichkeit, die Firma Glück im Forst Kasten doch wieder ins Spiel zu bringen. Auf den aktuellen Antrag der Firma Glück, Kies im Lochhamer Schlag abzubauen ging Göbel in seinem Gespräch mit der SZ vom 17.06. nicht ein.

Rückblick auf die „Dickwiese“ im Jahr 2019

Schon 2019 hatte Glück auf der Suche nach Alternativen zum Forst Kasten beantragt, Kies auf der sogenannten „Dickwiese“ weiter westlich an der A96 abbauen zu dürfen. Dieser Antrag war vom Kreistag einstimmig abgelehnt worden, mit der Begründung, man habe bereits das Kiesabbaugebiet Forst Kasten; zwei Kiesabbaugebiete so nah beieinander seien nicht „raumverträglich“. Man sollte jetzt eigentlich annehmen, dass Göbel dieselben Argumente, die er 2019 gegen die Auskiesung der Dickwiese anführte, gleichermaßen auch für die aktuellen Pläne im Lochhamer Schlag vorbringen müsste. Die Situation ist annähernd die gleiche, wie in 2019. Göbel scheint aber diesmal offenbar gewillt, die Auskiesung im Lochhamer Schlag zu genehmigen. Die Raumverträglichkeit des Kiesabbaus im Lochhamer Schlag wird also offenbar nicht in Frage gestellt.

Diskussionen im Gräfelfinger Bauausschuss

Der Gräfelfinger Bauausschuss hat in der letzten Woche über diesen neuen Antrag der Firma Glück beraten und ihn vorläufig abgelehnt: siehe Bericht der SZ von Wochenende 19./20. Juni. Die SZ schreibt: „Eine Genehmigung des Landratsamts sei sehr wahrscheinlich“ und betont zugleich, dass Frau Göbel, die Ehefrau des Landrats, als Mitglied des Gemeinderats als einzige für den Antrag der Firma Glück gestimmt hat. Es sieht also stark danach aus, als sollten die Argumente, mit denen noch 2019 die Auskiesung der Dickwiese verhindert wurde, jetzt für den Lochhamer Schlag vom Landratsamt nicht wieder vorgebracht werden.

Hat Glück wirklich das Interesse am Forst Kasten verloren?

Die SZ schreibt weiter unter Berufung auf Glück-Geschäftsführer Wahl, Glück wolle in vier Jahren mit dem Kiesabbau im Lochhamer Schlag beginnen. Dann seien die für Glück genehmigten Vorräte im Forst Kasten abgebaut. „Den Forst Kasten habe ich abgeschrieben“ wird Wahl zitiert. Zweifel daran sind allerdings angebracht: Glück hat gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts München Berufung eingelegt, führt also die Auseinandersetzung mit der Heiliggeistspital-Stiftung weiter, mit dem Ziel, im Forst Kasten doch noch zum Zug zu kommen. Solange Glück die Berufung nicht zurückgezogen hat, hat die Firma ihre Pläne noch nicht aufgegeben. Und solange Landrat Göbel immer wieder betont, der Kiesabbau im Forst Kasten könne nur genehmigt werden, wenn der Kies über das Förderband der Firma Glück abtransportiert werde, muss man davon ausgehen, dass Glück weiterhin mit Göbels Unterstützung auf den Forst Kasten setzt.

Riskante Strategie von Landrat Göbel

Göbel betont zwar gegenüber der SZ, “ein zweites Abbaugebiet zur selben Zeit sei eben nicht verträglich”; seine Strategie könnte aber trotzdem genau darauf hinauslaufen. Das Landratsamt agiert in dieser Angelegenheit nicht alleine! Von der Bezirksregierung, die wie das Landratsamt in den Händen der CSU liegt, dürfte Göbel vermutlich Unterstützung erhalten. Auf der anderen Seite werden es die Stadt München über die Heiliggeistspital-Stiftung und der Sieger der Ausschreibung, die Firma Gebr. Huber, nicht kampflos hinnehmen, sollte ihnen Göbel die Genehmigung zum Kiesabbau im Vorranggebiet 804 (Forst Kasten) verweigern und stattdessen ein neues Abbaugebiet außerhalb des Vorranggebiets aufmachen. Die letzte Entscheidung wird dann vermutlich bei den Verwaltungsgerichten liegen. Im ungünstigsten Fall bekommen wir im Würmtal dann doch zwei nah zusammenliegende große Kiesabbaugebiete.

Keine Waldrodungen für Kiesabbau im Würmtal

Unsere Position ist klar: für den Kiesabbau darf kein Wald im Münchner Grüngürtel gerodet werden. Das gilt für den Forst Kasten wie auch für den Lochhamer Schlag.

 

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